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Thomas Moore und die letzte Rose

28. August 2024

Das Ende des Sommers bzw. der Übergang in den Herbst stimulierte den irischen Dichter Thomas Moore 1805, als er sich im Jenkinstown Castle im County Kilkenny aufhielt, zu einem melancholischen Gedicht, in dem einerseits die Trauer über das Ende der Blütenpracht zum Ausdruck kommt, ein Ende, dem auch „die letzte Rose des Sommers“ Tribut zollen muss und bei dem das lyrische Ich eine Vorahnung entwickelt auf die Freudlosigkeit einer Zeit ohne Licht, Freundschaft und Liebe, einer Zeit, die an das eigene Ende gemahnt. Andererseits verweist das Vergehen aller Blüte und allen Lebens auf eine Ästhetik, in der feierlich die Schönheit eines Untergangs gepriesen wird, dem sich niemand entziehen kann.

Das Gedicht wurde mehrfach vertont, u.a. von Beethoven, und ist heute wahrscheinlich mindestens ebenso bekannt in seiner Liedform wie im Original.

 

Tis the last rose of summer,

   Left blooming alone;

All her lovely companions

   Are faded and gone;

No flower of her kindred,

   No rose-bud is nigh,

To reflect back her blushes

   Or give sigh for sigh!

 

Des Sommers letzte Rose

   blĂĽht hier noch allein:

Verwelkt sind der Gespielen

   holdlächelnde Reih’n.

Ach es blieb keine Schwester,

   keine Knospe zurĂĽck,

Mit erwiederndem Seufzer,

   mit erröthendem Blick.

 

I'll not leave thee, thou lone one.

   To pine on the stem;

Since the lovely are sleeping,

   Go, sleep thou with them;

Thus kindly I scatter

   Thy leaves o'er the bed,

Where thy mates of the garden

   Lie scentless and dead.

 

Ich will nicht, Verlassne,

   so einsam dich seh’n:

Wo die Lieblichen schlummern,

   darfst auch du schlafen geh’n.

Und freundlich zerstreu’ ich

   deine Blätter ĂĽber’s Beet,

Wo die Düfte, wo die Blätter

   deiner Lieben sind verweht.

 

So soon may I follow,

   When friendships decay,

And from love's shining circle

   The gems drop away!

When true hearts lie withered,

   And fond ones are flown,

Oh! who would inhabit

   This bleak world alone?

So schnell möcht’ ich folgen,

   wenn Freundschaft sich trĂĽbt,

Und der Kranz sĂĽsser Liebe

   seine Perlen verstiebt.

Wenn Theure verschwinden,

   manch treues Herz zerfällt,

Wer möcht’ allein bewohnen

   diese nächtliche Welt?

 

Quelle:  https://en.wikipedia.org/wiki/The_Last_Rose_of_Summer [Stand: 22.08.2024]

 

Anmerkungen

Friedrich Silcher, Musikdirektor an der Universität Tübingen, veröffentlichte im Jahr 1835 diesen Text, der von seinem Freund Hermann Kurtz, einem schwäbischen Dichter und einem Verwandten seiner Frau, verfasst wurde in seiner Ausgabe „Ausländische Volksmelodien“ („Des Sommers letzte Rose“, in: Heft 1, Nr. 2, S. 3).

Lohnende Informationen zum Autor finden sich auf folgender Seite: https://www.deutschlandfunk.de/28-5-1779-vor-225-jahren-100.html [Stand: 22.08.2024]

 

 

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